Wehmütiger Abschied ohne Zorn

Selten habe ich eine Musik-Beschreibung als so treffend empfunden, wie „Wehmütiger Abschied ohne Zorn“ zum Walzer Nr. 3 von Johannes Brahms. Stefan Mickisch hat diese Formulierung gefunden auf seiner CD Tonarten und Sternzeichen.

Dieser kleine, einminütige Walzer steht in gis-Moll. Stefan Mickisch ordnet gis-Moll dem Sternzeichen Jungfrau und der Tageszeit 16.00-18.00 Uhr zu, also dem späten Nachmittag, nach der großen Hitze, im Übergang zum Abend. Das ist ein schönes Symbol für einen wehmütigen Abschied ohne Zorn: Abschied von einem sonnigen, schönen Nachmittag, im Übergang zu Abend und Nacht.

Walzer op. 39 Nr. 3 in gis-Moll von Johannes Brahms

in the mood for music

Frédéric Chopin – Trauer, Sehnsucht, Hoffnung

Frédéric Chopin gilt als einer der besten Komponisten für Klaviermusik. Er hat besondere Musik geschrieben – besonders emotionale und, wie ich finde, innige Musik.Sein musikalisches Werk spiegelt sein Leben wider, das im Alter von 20 Jahren eine einschneidende Wendung erfuhr. Frédéric war nach Wien aufgebrochen, um einen Freund zu besuchen, als wenige Tage später in Polen der Novemberaufstand gegen die russische Besetzung begann. Aus der anfänglichen Empfehlung, zunächst in Wien zu bleiben, wurde später die bittere Gewissheit, dass er nie wieder in sein geliebtes Polen zurückkehren konnte – ein tiefer Schmerz, der ihn den Rest seines leider sehr kurzen Lebens (er starb mit 39 Jahren) nie wieder los ließ. Aber er war sicherlich auch ein optimistischer Mensch, zumindest ein Mensch mit einer tiefen Sehnsucht und Hoffnung, dass diese Wunde eines Tages wieder heilen würde.

Alice Sara Ott hat 2010 die neunzehn Walzer von Chopin unglaublich feinfühlig und nuanciert eingespielt – für meine Ohren eine Glanztat. In dem sehenswerten Video zur CD gibt sie eine Empfehlung von Chopin wieder, seine Musik im Dunkeln auf dem Klavier zu spielen, um wirklich die Stimmung nachzuempfinden. Nun ist seine Musik selbst in den dunklen Passagen nie depressiv, sondern eher von Trauer und Sehnsucht geprägt. Sicher ein Grund, warum man sie immer wieder hören kann. Und typisch Chopin: es gibt stets eine Wendung ins Positive, die Hoffnung, dass doch noch alles gut wird – oder die Erinnerung an eine schöne Zeit. Genau diese Stimmungswechsel bringt Alice Sara Ott mit ihrem Spiel phänomenal heraus. Meine Empfehlung für dunkle und helle Tage.