Frühling – was hat das denn mit der Goldberg-Variation zu tun?

Als ich am heutigen Sonntagmorgen zum Bäcker fuhr, hörte ich die Variation Nr. 14 aus der Goldberg Variation von Johann-Sebastian Bach. So fühlt sich Frühling an, so hört sich Frühling an, dachte ich sofort. Voller Kraft, unbändig sprießend, nicht im Zaum zu halten. Ein einzige Freude und Lebenslust. In unserem Garten blüht gerade unser Kirschbaum. So sieht Frühling aus, wie schön.

Einen Mini-Ausschnitt vom Kirschbaum seht Ihr oben im Bild. Die ganze Variation Nr. 14, gespielt von András Schiff (m.E. eine der besten Interpretationen) findet Ihr hier. Genießt den Frühling. Viel Spaß.

Nachtrag: nun ist leider das Video nur mit der Variation Nr. 14 von der Gema gesperrt worden. Macht nichts, dann hört die gesamte Goldberg Variation live gespielt von Andras Schiff – die Variation Nr. 14 beginnt bei 29.07 Min

Nachtrag 2: nun ist auch die gesamte Goldberg Variation von András Schiff gelöscht worden – kauft die CD o.ä. es lohnt sich. Hier als „Ersatz“ die m.E. etwas zu schnelle aber wahnwitzig gute Version von Glenn Gould.

Wehmütiger Abschied ohne Zorn

Selten habe ich eine Musik-Beschreibung als so treffend empfunden, wie „Wehmütiger Abschied ohne Zorn“ zum Walzer Nr. 3 von Johannes Brahms. Stefan Mickisch hat diese Formulierung gefunden auf seiner CD Tonarten und Sternzeichen.

Dieser kleine, einminütige Walzer steht in gis-Moll. Stefan Mickisch ordnet gis-Moll dem Sternzeichen Jungfrau und der Tageszeit 16.00-18.00 Uhr zu, also dem späten Nachmittag, nach der großen Hitze, im Übergang zum Abend. Das ist ein schönes Symbol für einen wehmütigen Abschied ohne Zorn: Abschied von einem sonnigen, schönen Nachmittag, im Übergang zu Abend und Nacht.

Walzer op. 39 Nr. 3 in gis-Moll von Johannes Brahms

Wie man das Klavier zum Singen bringt

Musik erzählt uns Geschichten auf ihre ganz eigene und unnachahmliche Art. Aber nicht jede Geschichte geht unter die Haut. Es kommt auf viele Details an: spricht mich das Thema an, erfasst es meine Stimmung, und natürlich: wie ist es erzählt?

Eine Geschichte am Klavier hat viel mit dem Ton – oder wie Pianisten auch sagen – mit der Stimme, dem Gesang des Spiels zu tun. Aber wie bringt man ein Klavier zum Singen? Wer kann das besser erklären als eine russische Pianistin? Anna Gourari sagt von sich selbst, dass sie melancholisch ist, vielleicht zu melancholisch. Für Klavierfreunde und Freunde der russischen Seele in der Musik ist das ein Glücksfall. Denn das Melancholische in der russischen Musik lebt ganz besonders von der vortragenden Stimme. In diesem kurzen Video von klickklack erklärt sie, wie man das am Klavier macht -… wenn es doch nur so einfach wäre.

http://www.youtube.com/watch?v=WfeF7_boOaI

Bach und immer wieder Bach

Wenn es mir schlecht geht, dann höre ich Bach. Danach geht es mir gut. So einfach ist das. Aber warum? Letztlich habe ich keine Ahnung warum das so ist, aber eines weiß ich: es „funktioniert“. Es fühlt sich so an, als ob die Musik von Bach alles, was bei mir aus dem Lot geraten ist, Stück für Stück wieder an die richtige Stelle rückt? Ich stelle mir das wie beim Defragmentieren einer Festplatte vor; alles was auseinander gerissen wurde wird wieder zusammen gesetzt, nach und nach mit erstaunlicher Präzision.

Eine meiner liebsten Bach-Aufnahmen ist die Einspielung der Goldberg Variationen von Simone Dinnerstein. Bereits die Aria, das erste Stück, ist etwas ganz besonderes. Sie spielt sie so viel langsamer als viele andere Pianisten und genau dadurch leuchtet sie die Musik auf eine ganz besondere Weise aus. Aber sie selber kann das in dem Video viel besser erklären, zum Beispiel, wie wichtig ihr die Stille zwischen den Noten ist. Viel Spaß dabei. Wenn ihr eine besondere CD sucht, die euch ein Leben lang begleiten kann, dann empfehle ich euch die Aufnahme der Goldberg Variationen von Simone Dinnerstein.

Klangbilder im Kopf

Das Wort „Klangbild“ erweckt Assoziationen. Wir machen uns ein Bild vom Klang. Wenn Menschen von Musik besonders bewegt werden, dann entstehen Bilder in ihren Köpfen, eigene Vorstellungs- und Empfindungswelten werden in Bildwelten umgesetzt. Und nicht nur das, wir wiegen uns mit der Musik, wir summen mit. Musik regt alle Sinne an.

natürlich versucht man m Zeitalter des Computers alles nach zu bauen – auch die Visualisierung von Musik. Ein wie ich finde gelungenes Beispiel ist die Musikanimation in diesem Video. Sie passt ausgesprochen gut zu dem besonderen Klangbild von Claude Debussy, das oft als schwebend  bezeichnet wird. Die Animation visualisiert sehr schön, wie die einzelnen Töne in die Hörwelt getupft werden und in der Tat schweben.

Die Technik befördert zwar mein eigenes „Kopfkino“ nicht. Dennoch finde ich die Animation faszinierend, denn ich kann die Musik damit noch intensiver und bewusster nach verfolgen.