Seit geschlagenen sechs Jahren liegt dieses Buch auf meinem Lesestapel! Warum habe ich es nur nicht früher gelesen? Es geht ums Schlagzeug spielen, aber eben nicht nur. Aus dem Klappentext: “Also, eigentlich schien mir mein Leben immer ganz normal. Ich bin ein rappeldünner Spinner namens Steven, am Schlagzeug habe ich die lockersten Handgelenke der Schule, das schönste Mädchen der Klasse beachtet mich nicht, und ich muss mich mit meinem nervigen kleinen Bruder Jeff herumschlagen. Aber dann kam der 7. Oktober, der Tag, als Jeff plötzlich ins Krankenhaus musste. Nichts war mehr wie vorher und meine ganze Familie wurde aus der Umlaufbahn getragen… Trotzdem, mein großes Schlagzeugsolo auf dem Schulkonzert lass ich mir dadurch nicht verderben! Wofür habe ich schließlich ein Jahr lang geübt!?”
In einer Rezension schreibt Frank Mc Court: “Ein kühnes Buch – Sonnenblick (der Autor) versprüht einen solchen Charme und Humor, dass man gar nicht merkt, wie er einem das Herz bricht.”
Und so ist es auch. Was locker, flockig und gut erzählt in pubertierender Jugendsprache beginnt, wird bitter ernst. Was bleibt einem zunehmend verzweifelten, irritierten, alleine gelassenen Jugendlichen: in diesem Fall zum Glück die Musik, konkret das Schlagzeug. Musik schafft es, die Welt für einige Zeit vollkommen aus zu blenden. Ein kurzer Auszug aus dem Buch – Steven übt mit der Schulband: “Dann nahmen wir uns eins der neuen lateinamerikanischen Stücke vor, einen Dizzy-Gillespie-Song namens Manteca. Weil zwei Schlagzeuger fehlten, musste ich wahnsinnig schnell spielen, damit die Schlagzeugstellen gut und laut genug rüberkamen. Mein rechter Fuß betonte die Akzente, mein linker Fuß spielte wie ein Metronom bei zwei und vier die Hi-Hat-Maschine, meine rechte Hand flog zwischen der Kuhglocke und einem Crash-Becken hin und her, und meine linke Hand wechselte zwischen der Trommel und den Toms. Plötzlich passierte etwas Seltenes und Erstaunliches mit mir: Ich war wie in Trance. Ihr wisst schon, so, wie Baseballspieler manchmal über Spiele reden, wenn der Ball im Zeitlupentempo auf ihren Schläger zufliegt und aussieht wie eine riesige Melone, die nur darauf wartet, dass einer auf sie draufhaut. So fühlte es sich an. Als ob ich nichts falsch machen könnte. Ich steckte so tief in der Musik, dass ich nicht mehr überlegen musste – mein Körper machte alles perfekt, wie von alleine.
Da will man doch wissen, bei welchem Stück der gute Steven zwei Schlagzeuger ersetzen musste! Voila:
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