Vor einigen Wochen hat mir ein Freund „roll with the punches“ von Van Morrison geschenkt. Die CD war ein echter Punch für mich. Ich bin mit ihr überhaupt nicht warm geworden, habe sie geradezu abgelehnt. Und das geschieht ausgerechnet mir, dem großen Van Morrison Fan. Meine Frau klagte vor Jahren: „Kannst Du nicht mal etwas anderes hören“. Ja kann ich jetzt, definitiv. So geht also eine lange, große Liebe zu Ende, mit einer einzigen CD.
Und dann das: Am vergangenen Dienstag haben wir das Nederlands Dans Theater 2, die Jugend-Ballett-Compagnie des berühmten Nederlands Dans Theater, gesehen. Als erstes Stück kam „I knew then“ mit einer Choreographie von John Inger und Musik von Van Morrison. Und da hat es wieder zoom gemacht. Herausragende Tänzer haben zu dieser herzerwärmenden Musik und wunderbarer Choreographie getanzt. Ein Fest, ein Genuss, ein Ohrenschmaus. Alleine wegen dieses Stückes kann ich jedem nur empfehlen, in eine Aufführung des Nederlands Dans Theaters zu gehen. Die Musikstücke von Van the Man waren:
Madame George
The Way Young Lovers Do
I´ll Be Your Lover Too
Crazy Love
Entweder hatte Van Morrison beim Einspielen der „roll with the punches“ einen schlechten Tag oder ich beim erstmaligen Hören. Wie auch immer. Ich besinne mich auf die verdammt gute Musik, die es von ihm gibt, gehe zurück an den Start und höre wieder Astral Weeks und die anderen Juwelen, die er uns geschenkt hat z.B. Enlightenment.
Als ich am heutigen Sonntagmorgen zum Bäcker fuhr, hörte ich die Variation Nr. 14 aus der Goldberg Variation von Johann-Sebastian Bach. So fühlt sich Frühling an, so hört sich Frühling an, dachte ich sofort. Voller Kraft, unbändig sprießend, nicht im Zaum zu halten. Ein einzige Freude und Lebenslust. In unserem Garten blüht gerade unser Kirschbaum. So sieht Frühling aus, wie schön.
Einen Mini-Ausschnitt vom Kirschbaum seht Ihr oben im Bild. Die ganze Variation Nr. 14, gespielt von András Schiff (m.E. eine der besten Interpretationen) findet Ihr hier. Genießt den Frühling. Viel Spaß.
Nachtrag: nun ist leider das Video nur mit der Variation Nr. 14 von der Gema gesperrt worden. Macht nichts, dann hört die gesamte Goldberg Variation live gespielt von Andras Schiff – die Variation Nr. 14 beginnt bei 29.07 Min
Nachtrag 2: nun ist auch die gesamte Goldberg Variation von András Schiff gelöscht worden – kauft die CD o.ä. es lohnt sich. Hier als „Ersatz“ die m.E. etwas zu schnelle aber wahnwitzig gute Version von Glenn Gould.
Kennt ihr das auch: Man nimmt an einem besonderen Event teil oder fährt erstmals zu einem besonderen Ort, den man immer schon toll fand. Häufig ist man dann enttäuscht, weil die Erwartungen einfach zu hoch waren. Ganz selten werden die Erwartungen erfüllt oder gar noch übertroffen. So ging es mir in dieser Woche als ich überglücklich eine Restkarte für die Elbphilharmonie in Hamburg erstehen konnte. Da war ich dann also plötzlich und unerwartet drin in der Elbphili – und für mich, der ich Konzertsäle „sammele“, war das natürlich ein Ereignis (einige Bilder dazu findet ihr in meinem Instagram-Profil).
Über die 82 m lange Rolltreppe – und eine weitere kleine Rolltreppe – fährt man langsam in den Musiktempel hinein und landet in einem schick designten Gewirr von Treppenaufgängen. Ich hatte das Glück eine Karte für den großen Konzertsaal zu bekommen. Dieser wirkt für seine 2100 Sitzplätze erstaunlich klein oder besser formuliert besonders menschlich. Er ist oval, die Sitzplätze sind auf fünf Ebenen nach dem Weinberg-Prinzip verteilt; einen rechten Winkel scheint es im ganzen Raum nicht zu geben. Die Wände sind mit 10.000 Gipsfaserplatten ausgekleidet, jede Platte ein Unikat in Form und Größe. Plötzlich schoss mir der Gedanke durch den Kopf: Ich fühle mich hier wie in einer Gebärmutter.
Die Akustik ist von herausragender Qualität: Der Klang ist sehr klar, analytisch, fast schon nüchtern. Kein Ton scheint verloren zu gehen oder besonders betont zu werden. Nicht nur hatte ich das Glück, eine Karte zu ergattern, ich hatte sogar noch das Glück, diese für ein Konzert von Ron Carter und Richard Galiano zu bekommen – zwei Götter des Jazz auf ihren Instrumenten. Der Bass von Carter und das Akkordeon von Galliano wurden leicht verstärkt. Gerne hätte ich es in diesem wunderbaren Konzertsaal auch mal ohne Verstärkung gehört – es wäre wahrscheinlich sogar in diesem 2000 Sitzplätze umfassenden Saal gegangen.
Und damit zur Musik: jazzig, swingig, abwechslungsreich – von Jazz-Standards über bluesiges bis hin zu Tango-Musik von Astor Piazzolla. Alles natürlich auf höchstem Niveau, locker und mit größter Selbstverständlichkeit gespielt. Wer das nachhören möchte kann dies mit der neuen CD der beiden tun – An Evening With Ron Carter & Richard Galliano – oder mal schnell in das Youtube- naja-Video s.u. zu „Spleen“ (feine Melodie) reinhören.
Für weitere schöne Stücke empfehle ich eine Suche nach
– Poem (schön slow)
– Earnie and Bennie (up-tempo)
– Ah Rio (Samba)
– See how you are (Blues)
Stimmen sind Musik. Orte können Musik sein. Und das Aufeinandertreffen von zwei Menschen kann wie Musik sein. All dies trifft auf dieses Video zu – es ist ein echter Schatz für Liebhaber von Klavier- und Blues-Musik in laid-back-Stimmung.
Generationen treffen aufeinander – man hört es an den Stimmen: Marian McPartland (*1918) ist die erfahrene Jazz- und Blues-Pianistin. Ihre dunkle, etwas brüchig und müde klingende Stimme drückt aus: ich habe schon vieles erlebt, ich kenne alles in der Blues- und Jazz-Musik aber ich habe immer noch Spaß an dem, was ich tue. In Norah Jones´ (*1979) Stimme klingt ein Lächeln und die Unbeschwertheit einer jungen Frau durch ohne girliehaft zu sein. Ein wunderbarer Kontrast oder besser gesagt eine wunderbare Ergänzung.
Generationen vereint – man hört es an der Musik: die beiden Frauen verstehen sich, sie respektieren sich. Die 61 Jahre ältere Marian erforscht bei Norah Jones, wie sie zur Musik, zum Blues und Klavierspiel gekommen ist. Und Norah Jones scheint ganz verzaubert zu sein von Marian McPartland, was man auch wirklich sein kann, so gut wie sie Klavier spielt.
„That was a little bluesy, wasn´t it?“ sagt Marian nach einem der ersten Stücke zu Norah. Ja, das ist es und es ist ganz wunderbar. Wunderbare laid-back Musik für einen ruhigen Sonntagmorgen oder am späten Abend. Ein weiteres Zitat aus den kurzen Unterhaltungen der beiden: „… talking about the blues – maybe we can do Summertime …“. Yes, yes, yes – mein Highlight ab Minute 33.30.
Tanglewood – ein zauberhafter Ort: Tanglewood ist die Sommerresidenz des Boston Symphony Orchesters. Es ist ein einsamer Ort in New England; in einem parkähnlichen Anwesen stehen einige kleinere Gebäude, in denen geprobt und musiziert wird. Zudem gibt es neben der Seiji Ozawa Konzerthalle die große Koussevitzky-open-air-Bühne. Alles wirkt etwas antiquiert und eine ruhige und sehr fokussierte Atmosphäre ist spürbar. Wer als Musikliebhaber die Gelegenheit hat, diesen Ort zu besuchen und dort ein open-air-Konzert zu erleben, sollte das unbedingt machen.
PS: Das „Video“ besteht nur aus einem einzigen Standbild – macht gar nichts, die Musik zählt und die ist gut!
Dieses Musik-Video habe ich in den letzten Monaten wohl am häufigsten angesehen. Und ich schaue es mir immer noch an, ein Ende ist nicht in Sicht.
Was fasziniert mich nur so an diesem Video?
Louisa kommt auf die Bühne und ihre Nervosität ist hautnah zu spüren. Sofort baut sich eine Spannung auf. Wird sie die Performance schaffen? Hält sie dem Druck stand? Wird sie die Töne treffen und hat ist ihre Stimme überhaupt kräftig genug, um bei so einem populären Wettbewerb wie dem X-Factor bestehen zu können. Fast jeder, der einmal in einer Vorspiel-Situation war, wird die Angst und Nervosität nachvollziehen können. Dann kommt der Ratschlag von Jurorin Cheryl Ann Fernandez-Versini: „breath“. Oh oh – stärkt das das Selbstvertrauen von Lousia? Es scheint sie eher zu irritieren, wie in der Mini-Sequenz vor dem Einspieler „Vorstellung von Louisa“ zu sehen ist.
Dann nennt sie den Titel, den sie singen will – „Who´s loving you“ von Michael Jackson. Der Augenaufschlag von Simon Cowell spricht Bände: schwieriger geht es nicht, muss das jetzt sein. Bevor sie zu singen beginnt kommt wieder der Hinweis von Cheryl Ann Fernandez-Versini: „take a deep breath“. Der anschließende Blick von Louisa spricht Bände: ich kratze Dir gleich die Augen aus.
Dann beginnt sie zu singen und schon nach dem ersten Ton ist alles klar. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. Die Juroren sind verzückt und Mutter Johnson hat sich die Fingernägel endgültig abgeknabbert. Das ganz Video ist eine perfekt erzählte Geschichte voller Spannung, Drama und Wandel zum Guten. Aber am Ende ist es doch die pure Musik, die mich das Video immer wieder ansehen lässt.
PS: Wie einfühlsam und voller Vertrauen und Zuversicht die Mutter von Louisa das Ganze verfolgt ist eine sehenswerte parallel erzählte Geschichte.
PPS: 43.367.413 Aufrufe bei Erstellung dieses Beitrags – alles werden Simon Cowell wohl zustimmen: „This is what we call a singer“.
Ja ok, Werbung nervt manchmal gehörig – insbesondere, wenn sie laut ist und platte Kaufappelle rausposaunt.
Werbung kann aber auch schöne Geschichten erzählen. Wenn zudem die Geschichte mit einer guten Musik untermalt ist, dann kann das – zumindest bei mir – dazu führen, dass ich mich freue, wenn der Spot im Fernsehen läuft. Dann bin ich ganz ruhig, schaue hin und höre voll konzentriert zu.
So ist es mir im Dezember mit dem neuem Weihnachts-Spot der Telekom gegangen – die Episode 11: Weihnachten bei Familie Heins. Die Geschichte ist schön ins Bild gesetzt (das Krümelmonster klaut dem Sohn das Smartphone, Mutter versteckt das Ipad mit der Schritt-für-Schritt-Kochanleitung, Oma gibt nur widerwillig ihr schlaues Handy aus der Hand).
Das besondere an dieser Weihnachts-Geschichte ist für mich die Musik – „Joy“ von Iron & Wine. Iron & Wine ist der Singer Songwriter Sam Beam, der seit über zehn Jahren in sanften Balladen vom Leben erzählt. Mit Joy ist ihm ein echter Ohrwurm und Dauerbrenner gelungen.
Ich wünsche allen in 2016 ein so flüssiges, rundes und stimmiges Jahr mit viel Freude, wie dieser Song „Joy“ ausstrahlt.
Selten habe ich eine Musik-Beschreibung als so treffend empfunden, wie „Wehmütiger Abschied ohne Zorn“ zum Walzer Nr. 3 von Johannes Brahms. Stefan Mickisch hat diese Formulierung gefunden auf seiner CD Tonarten und Sternzeichen.
Dieser kleine, einminütige Walzer steht in gis-Moll. Stefan Mickisch ordnet gis-Moll dem Sternzeichen Jungfrau und der Tageszeit 16.00-18.00 Uhr zu, also dem späten Nachmittag, nach der großen Hitze, im Übergang zum Abend. Das ist ein schönes Symbol für einen wehmütigen Abschied ohne Zorn: Abschied von einem sonnigen, schönen Nachmittag, im Übergang zu Abend und Nacht.
Walzer op. 39 Nr. 3 in gis-Moll von Johannes Brahms
Discovering Sound ist ein hoch interessanter Film über den Weg der persönlichen Entwicklung, die die Weltklasse Pianistin Maria João Pires ihren Schülern in Belgais ermöglicht. Hier kann man miterleben – und manchmal auch mit erleiden (im Teil zu Body Language) – welche Botschaften Pires ihren Schülern mit gibt. Es lohnt sich, sich 80 Minuten Zeit zu nehmen und in den Film ein zu tauchen (die schlechte Bildqualität wird durch den Wert des Inhalts aufgehoben).
Die Schüler bei Pires sind allesamt technisch ausgereifte Pianisten. Was gibt es so Besonderes in Belgais zu lernen? Die Botschaft von Maria João Pires ist, dass nur derjenige (neben allen technischen Fertigkeiten) zu einem wahren Musiker wachsen kann, der es geschafft hat, im Einklang mit sich selbst zu sein. Nur dann wird sich beim musizieren ein Flow-Erlebnis einstellen. Nur dann wird man mit dem Klavierspiel andere Menschen berühren können.
Pires: „Was wir hier machen ist, Menschen auf zu wecken. Meistens wissen die Menschen, die hierher kommen, nicht wonach sie suchen. Sie meinen sie sind hier, um Karriere zu machen oder mehr Konzerte spielen zu können. Sie versuchen dann etwas, was gegen ihrer selbst ist. Wenn Sie aber versuchen, sich selbst zu finden, dann werden sie so eine unglaubliche Kraft haben, das alles möglich sein wird. Die Menschen haben keine Vorstellung von der Kraft, die entsteht, wenn sie bei sich selbst sind. Sie wissen nicht, dass sie damit alles tun können, einfach alles.“
Ab Minute 29 beginnt der geradezu schmerzlich beeindruckende Teil zum „Body Language“. Der Body-Language-Trainer wählt Juliana (Steinbach) als erste Studentin aus. In den folgenden Minuten erlebt und erleidet man mit, über welchen harten Weg der „Entblößung“ es wohl unausweichlich gehen muss, um zu sich selbst zu finden, seine eigene Stimme zu finden und sie in seiner Musik zum Ausdruck zu bringen. Man sieht in den Gesichtern der anderen Studenten welcher Kraftakt hier vollbracht wird, eine Mischung aus peinlichem berührt sein, äußerster Anspannung und fast schon körperlichem Schmerz. Auch Juliana scheint es sehr unangenehm und peinlich zu sein. Sie wirkt verspannt, hat körperliche Schmerzen und wohl niemand im Kurs würde sich wundern, wenn sie aufstehen und den Raum verlassen würde. Aber sie stellt sich der Herausforderung, geht den ganzen Prozess durch und am Ende spielt sie, und wie!
Eine wesentliche Botschaft aus dem Body Language Teil formuliert der Trainer so: „Das was ich versuche, ihr beizubringen ist, nicht zu ignorieren, was ihr Körper tut. Der Körper ist magisch. Wenn du mit ihm sprichst, dann versteht er dich. Wenn du deinem Körper sagst ‚Hey, du hältst etwas fest!‘, dann wird der Körper es sofort loslassen.“ … „Es geht vor allem darum, die Wände der Verteidigung, die wir aufgebaut haben, zu vergessen.“
Zum Schluß noch ein paar interessante Aussagen von Maria João Pires:
„Wettbewerb zerstört den Blick auf das eigene Ich. Man schaut auf den Wettbewerber und verliert sich selbst aus den Augen. Ist er besser als ich? Das bringt die junge Generation weit weg von der Wahrheit, die sie zu sich selbst führen kann.“
„Den Erwartungen entsprechen zu wollen wird zu einem erdrückenden Gewicht und verhindert zu spielen und Spaß zu haben. Am Klavier bist du alleine, also habe Spaß.“
PS: Für meinen Geschmack besonders schöne Stücke bei Min 12.00, Min 44,10, Min 1.08.50.
Seit geschlagenen sechs Jahren liegt dieses Buch auf meinem Lesestapel! Warum habe ich es nur nicht früher gelesen? Es geht ums Schlagzeug spielen, aber eben nicht nur. Aus dem Klappentext: “Also, eigentlich schien mir mein Leben immer ganz normal. Ich bin ein rappeldünner Spinner namens Steven, am Schlagzeug habe ich die lockersten Handgelenke der Schule, das schönste Mädchen der Klasse beachtet mich nicht, und ich muss mich mit meinem nervigen kleinen Bruder Jeff herumschlagen. Aber dann kam der 7. Oktober, der Tag, als Jeff plötzlich ins Krankenhaus musste. Nichts war mehr wie vorher und meine ganze Familie wurde aus der Umlaufbahn getragen… Trotzdem, mein großes Schlagzeugsolo auf dem Schulkonzert lass ich mir dadurch nicht verderben! Wofür habe ich schließlich ein Jahr lang geübt!?”
In einer Rezension schreibt Frank Mc Court: “Ein kühnes Buch – Sonnenblick (der Autor) versprüht einen solchen Charme und Humor, dass man gar nicht merkt, wie er einem das Herz bricht.”
Und so ist es auch. Was locker, flockig und gut erzählt in pubertierender Jugendsprache beginnt, wird bitter ernst. Was bleibt einem zunehmend verzweifelten, irritierten, alleine gelassenen Jugendlichen: in diesem Fall zum Glück die Musik, konkret das Schlagzeug. Musik schafft es, die Welt für einige Zeit vollkommen aus zu blenden. Ein kurzer Auszug aus dem Buch – Steven übt mit der Schulband: “Dann nahmen wir uns eins der neuen lateinamerikanischen Stücke vor, einen Dizzy-Gillespie-Song namens Manteca. Weil zwei Schlagzeuger fehlten, musste ich wahnsinnig schnell spielen, damit die Schlagzeugstellen gut und laut genug rüberkamen. Mein rechter Fuß betonte die Akzente, mein linker Fuß spielte wie ein Metronom bei zwei und vier die Hi-Hat-Maschine, meine rechte Hand flog zwischen der Kuhglocke und einem Crash-Becken hin und her, und meine linke Hand wechselte zwischen der Trommel und den Toms. Plötzlich passierte etwas Seltenes und Erstaunliches mit mir: Ich war wie in Trance. Ihr wisst schon, so, wie Baseballspieler manchmal über Spiele reden, wenn der Ball im Zeitlupentempo auf ihren Schläger zufliegt und aussieht wie eine riesige Melone, die nur darauf wartet, dass einer auf sie draufhaut. So fühlte es sich an. Als ob ich nichts falsch machen könnte. Ich steckte so tief in der Musik, dass ich nicht mehr überlegen musste – mein Körper machte alles perfekt, wie von alleine.
Da will man doch wissen, bei welchem Stück der gute Steven zwei Schlagzeuger ersetzen musste! Voila:
Heute ist im Alter von 80 Jahren ganz überraschend Udo Jürgens an einem Herzinfakt gestorben. Über 50 Jahre auf der Bühne, über 1000 komponierte Lieder und über 100 Millionen verkaufte Tonträger. Er war ein herausragender Entertainer. Wer jemals ein Live-Konzert von ihm gesehen hat, und sei es nur am Fernsehen, konnte seine Power und Begeisterung für die Musik erleben und das bis ins hohe Alter von 80 Jahren. Am Ende eines Konzertes war er bis auf´s letzte Hemd durchgeschwitzt. Kamillentee und weißer Bademantel gehörten ebenso zu ihm wie seine gesellschaftskritischen Töne im dunklen Anzug.