in the mood for music

Frédéric Chopin – Trauer, Sehnsucht, Hoffnung

Frédéric Chopin gilt als einer der besten Komponisten für Klaviermusik. Er hat besondere Musik geschrieben – besonders emotionale und, wie ich finde, innige Musik.Sein musikalisches Werk spiegelt sein Leben wider, das im Alter von 20 Jahren eine einschneidende Wendung erfuhr. Frédéric war nach Wien aufgebrochen, um einen Freund zu besuchen, als wenige Tage später in Polen der Novemberaufstand gegen die russische Besetzung begann. Aus der anfänglichen Empfehlung, zunächst in Wien zu bleiben, wurde später die bittere Gewissheit, dass er nie wieder in sein geliebtes Polen zurückkehren konnte – ein tiefer Schmerz, der ihn den Rest seines leider sehr kurzen Lebens (er starb mit 39 Jahren) nie wieder los ließ. Aber er war sicherlich auch ein optimistischer Mensch, zumindest ein Mensch mit einer tiefen Sehnsucht und Hoffnung, dass diese Wunde eines Tages wieder heilen würde.

Alice Sara Ott hat 2010 die neunzehn Walzer von Chopin unglaublich feinfühlig und nuanciert eingespielt – für meine Ohren eine Glanztat. In dem sehenswerten Video zur CD gibt sie eine Empfehlung von Chopin wieder, seine Musik im Dunkeln auf dem Klavier zu spielen, um wirklich die Stimmung nachzuempfinden. Nun ist seine Musik selbst in den dunklen Passagen nie depressiv, sondern eher von Trauer und Sehnsucht geprägt. Sicher ein Grund, warum man sie immer wieder hören kann. Und typisch Chopin: es gibt stets eine Wendung ins Positive, die Hoffnung, dass doch noch alles gut wird – oder die Erinnerung an eine schöne Zeit. Genau diese Stimmungswechsel bringt Alice Sara Ott mit ihrem Spiel phänomenal heraus. Meine Empfehlung für dunkle und helle Tage.

Wie man das Klavier zum Singen bringt

Musik erzählt uns Geschichten auf ihre ganz eigene und unnachahmliche Art. Aber nicht jede Geschichte geht unter die Haut. Es kommt auf viele Details an: spricht mich das Thema an, erfasst es meine Stimmung, und natürlich: wie ist es erzählt?

Eine Geschichte am Klavier hat viel mit dem Ton – oder wie Pianisten auch sagen – mit der Stimme, dem Gesang des Spiels zu tun. Aber wie bringt man ein Klavier zum Singen? Wer kann das besser erklären als eine russische Pianistin? Anna Gourari sagt von sich selbst, dass sie melancholisch ist, vielleicht zu melancholisch. Für Klavierfreunde und Freunde der russischen Seele in der Musik ist das ein Glücksfall. Denn das Melancholische in der russischen Musik lebt ganz besonders von der vortragenden Stimme. In diesem kurzen Video von klickklack erklärt sie, wie man das am Klavier macht -… wenn es doch nur so einfach wäre.

http://www.youtube.com/watch?v=WfeF7_boOaI

Enlightenment – it´s always up to you

Hier kommt einer meiner all-time-Favorites von einem meiner all-time-Favorite Musikern – „Enlightenment“ von Van Morrison aus dem gleichnamigen Album von 1990. Was begeistert mich an dem Stück? Es ist natürlich, wie immer bei Van Morrison, seine besondere Stimme. Großartig ist auch, wie die Musik ohne anzuecken, wie an einem Strich gezogen, ohne Wendungen vom Anfang bis zum Ende durchläuft. Und es ist der Text/das Thema, das wohl jeden von uns immer wieder beschäftigt: Wie schaue ich auf die Dinge des Lebens? Wie gehe ich damit um, was kann ich ändern, was akzeptieren? Während die Musik durchgängig positiv ist, eckt der Text immer wieder an (don´t know what it is). So wie man im Leben immer wieder aneckt. Man ist auf der Suche nach der richtigen Antwort und dem richtigen Weg und diese Antwort ist häufig nicht einfach zu finden. Dabei liegt sie meistens in uns selber verborgen …

Every second, every minute
it keeps changing to something different
Enlightenment, don´t know what it is

wake up
Enlightenment says the world is nothing
nothing but a dream everything is an illusion
and nothing is real

Good or bad baby
you can change it anyway you want
you can rearrange it
Enlightenment, don´t know what it is

All around baby, you can see
You´re making your own reality everyday
Enlightenment, don´t know what it is
It´s up to you
Enlightenment, don´t know what it is
It´s always up to you, the way you think

So was geht in Deutschland nur in Köln

So viel Disziplin, so viel Strenge, soviel Kontrolliertheit gibt es in diesem Land, aber da ist eine Stadt, eine Stadt in Deutschland, die ist anders,
… Da singen die Leute
… Da lachen die Menschen
… Da gibt es Gemeinschaft (auch wenn sie alle Individualistn sind)
… Da gibt es den Karneval, dieses so ganz undeutsche Ereignis
… Da ist mein Lieblings-Konzertsaal ( und noch viel mehr)
… Da gibt´s Musik ohne Ende

Das gibt es nur in Köln!

Und ach ja, dort gab es das LEGENDÄRE Köln Concert von Keith Jarrett – die CD dazu und insbesondere das folgende Stück Part II c begleitet mich nun schon mein ganzes musikalisches Leben lang.

http://youtu.be/DjCuupHPk7Q

Roots to Grow and Wings to Fly

Wie schön, wir haben ein neues Mitglied in unserer Familie. Für mich ist es das zweite Enkelkind und wie beim ersten ist es ein großes Geschenk und auch ein großes Geheimnis. Zu was für einem Mensch wird dieses kleine, noch schutzlose Wesen sich entwickeln? Wie werden wir zueinander stehen? Wie wird es sich durch das Leben bewegen? Was werden seine Neigungen und Fähigkeiten sein? Und, und, und.

Am Anfang des Lebens ist noch alles offen, die ersten Wege werden jetzt eingeschlagen. Auf die Eltern kommt eine große aber auch sehr schöne Aufgabe zu: ihr Kind ins Leben zu führen, es zu fördern und zu fordern, es aber auch los zu lassen und zu vertrauen. Ich habe großen Respekt davor, was Eltern in der Kindererziehung leisten, sehr großen Respekt.

Es gibt dazu einen sehr schönen Spruch von Johann Wolfgang von Goethe:
Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel

Hier ein tolles Lied von Stefanie Heinzmann mit dem Titel Roots to Grow and Wings to Fly, das doch prima zu dem Anlass passt.

Ist es nicht wunderbar, mit welcher Begeisterung und großer Freude sie singt. Sie hat „ihr Ding“, die Musik, gefunden. Ich wünsche es allen, dass sie auch fündig werden und aus aktuellem Anlass ganz besonders meinen beiden Enkelinnen.

Von Ohrwürmern und hooklines – Elvis Costello

Heute möchte ich eine kleine Serie beginnen – vielleicht wird sie auch gar nicht so klein, sondern sogar ein Dauerbrenner. Schau’n wir mal oder besser: hören wir mal.

Es geht um Ohrwürmer, also diese verfluchten Tonfolgen, die, hat man sie zwei oder dreimal gehört, einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. (Das verrückte daran: desto heftiger sie im Ohr bleiben, desto einfacher sind sie in der Regel gestrickt!). Meist ist es eine Tonfolge aus nur drei oder vier Noten, nicht mehr. Berühmtes Beispiel: die 5. Symphonie von Beethoven, die aus nur vier Noten ihr Motiv (tatata taaaa – tatata taaaa) baut, aus dem eine ganze Symphonie entsteht.

Es muss aber nicht gleich eine ganze Symphonie sein. Ohrwürmer funktionieren natürlich auch bei einem so herzzerreißendem, traurigen Liebeslied wie Painted from Memory von Elvis Costello und Burt Bacharach. Hier werden drei Noten in absteigender Folge immer und immer wiederholt und es wird nicht langweilig, ganz im Gegenteil, man wird fast süchtig danach. Dankenswerterweise hat mrpinopolozzi die Noten am Ende des Video einmal eingeblendet, also wer will, kann ein kurzes Stück mit lesen – wichtiger ist aber die Musik und das Gefühl, also Augen schließen, zuhören und infizieren lassen.

Lebenszeit, Abschied von Tona

Heute hatten wir die traurige Pflicht meinen für mich sehr wichtigen Onkel Tona zu Grabe zu tragen. An solchen Tagen spürt man nochmal besonders, wie wichtig einzelne Menschen für das eigene Leben sind und was sie einem für den eigenen Weg mitgeben.

Der Trauergottesdienst war für mein Empfinden eine ganz bemerkenswerte Andacht, weil der Priester sich auf zwei Aussagen beschränkte. Zum eine auf die Endlichkeit unseres Daseins mit dem Satz: „Lebenszeit – die Zeit ist dein Schiff, sie ist nicht deine Bleibe.“

Zum anderen hat er ein Gedicht von Lothar Zanetti vorgelesen, dass mir sehr gut gefallen hat:

Wir kommen und gehen

Wir kommen und gehen
Wolken im Wind
wer kann es verstehen
wozu wir sind?

Wir kommen und gehen
Spuren im Sand
die Spuren verwehen
keinem bekannt

Wir gehen und wandern
wer treibt uns voran
von einem zum andern
wer zieht uns an?

Wir gehen und hoffen
gegen den Schein
die Zukunft ist offen
sind wir nicht sein?

Quelle: Lothar Zenetti, In Seiner Nähe. Texte des Vertrauens (Topos Plus 431) (c) Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2002 (S. 148).

Zum Abschied von „meinem“ Onkel Tona der kleine und sehr schöne a-Moll Walzer von Frederic Chopin.

Longing for a cool breeze on our burning hearts

Christina Lux ist für mich eine der großen Entdeckungen des letzten Jahres. Die Frau ist eine hervorragende Gitarristin mit einer wunderbaren Stimme. Sie ist eine Vollblut-Musikerin mit Anspruch – das strahlt sie mit jeder Faser aus. Ihre Musik ist herausragend, ihre Texte auch. Bleibt nur noch ein großes Fragezeichen: warum haben die Videos solcher Musiker nur 4-stellige Zugriffsraten auf youtube? Also helft mit, dass sich das ändert: hört sie, redet über sie, empfehlt sie weiter.

Wer noch mehr hören, sehen und erleben will, hier ein weiterer Vorschlag: Love is my religion

Frühling wird’s

Jetzt ist es endlich wieder soweit! Die Bäume zeigen ihr frisches, kräftiges grün, der Himmel ist tief blau und die Sonne spiegelt sich im Wasser der Seen und Flüsse. Und wir Menschen atmen tief durch, saugen die Kraft der Sonne und des strahlenden Lichts in uns auf. Lebenslust erwacht! Konstantin Wecker hat zu diesen Gefühlen ein wunderbares Lied geschrieben, sein „Frühlingslied“ – hier in einer Live-Aufnahme aus dem Jahr 1994. Schaut euch mal den Schlagzeuger an, der strahlt von einem Ohr zum anderen, vielleicht hatte er zu der Zeit gerade seine ganz persönlichen Frühlingsgefühle …