Roots to Grow and Wings to Fly

Wie schön, wir haben ein neues Mitglied in unserer Familie. Für mich ist es das zweite Enkelkind und wie beim ersten ist es ein großes Geschenk und auch ein großes Geheimnis. Zu was für einem Mensch wird dieses kleine, noch schutzlose Wesen sich entwickeln? Wie werden wir zueinander stehen? Wie wird es sich durch das Leben bewegen? Was werden seine Neigungen und Fähigkeiten sein? Und, und, und.

Am Anfang des Lebens ist noch alles offen, die ersten Wege werden jetzt eingeschlagen. Auf die Eltern kommt eine große aber auch sehr schöne Aufgabe zu: ihr Kind ins Leben zu führen, es zu fördern und zu fordern, es aber auch los zu lassen und zu vertrauen. Ich habe großen Respekt davor, was Eltern in der Kindererziehung leisten, sehr großen Respekt.

Es gibt dazu einen sehr schönen Spruch von Johann Wolfgang von Goethe:
Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel

Hier ein tolles Lied von Stefanie Heinzmann mit dem Titel Roots to Grow and Wings to Fly, das doch prima zu dem Anlass passt.

Ist es nicht wunderbar, mit welcher Begeisterung und großer Freude sie singt. Sie hat „ihr Ding“, die Musik, gefunden. Ich wünsche es allen, dass sie auch fündig werden und aus aktuellem Anlass ganz besonders meinen beiden Enkelinnen.

Von Ohrwürmern und hooklines – Elvis Costello

Heute möchte ich eine kleine Serie beginnen – vielleicht wird sie auch gar nicht so klein, sondern sogar ein Dauerbrenner. Schau’n wir mal oder besser: hören wir mal.

Es geht um Ohrwürmer, also diese verfluchten Tonfolgen, die, hat man sie zwei oder dreimal gehört, einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. (Das verrückte daran: desto heftiger sie im Ohr bleiben, desto einfacher sind sie in der Regel gestrickt!). Meist ist es eine Tonfolge aus nur drei oder vier Noten, nicht mehr. Berühmtes Beispiel: die 5. Symphonie von Beethoven, die aus nur vier Noten ihr Motiv (tatata taaaa – tatata taaaa) baut, aus dem eine ganze Symphonie entsteht.

Es muss aber nicht gleich eine ganze Symphonie sein. Ohrwürmer funktionieren natürlich auch bei einem so herzzerreißendem, traurigen Liebeslied wie Painted from Memory von Elvis Costello und Burt Bacharach. Hier werden drei Noten in absteigender Folge immer und immer wiederholt und es wird nicht langweilig, ganz im Gegenteil, man wird fast süchtig danach. Dankenswerterweise hat mrpinopolozzi die Noten am Ende des Video einmal eingeblendet, also wer will, kann ein kurzes Stück mit lesen – wichtiger ist aber die Musik und das Gefühl, also Augen schließen, zuhören und infizieren lassen.

Lebenszeit, Abschied von Tona

Heute hatten wir die traurige Pflicht meinen für mich sehr wichtigen Onkel Tona zu Grabe zu tragen. An solchen Tagen spürt man nochmal besonders, wie wichtig einzelne Menschen für das eigene Leben sind und was sie einem für den eigenen Weg mitgeben.

Der Trauergottesdienst war für mein Empfinden eine ganz bemerkenswerte Andacht, weil der Priester sich auf zwei Aussagen beschränkte. Zum eine auf die Endlichkeit unseres Daseins mit dem Satz: „Lebenszeit – die Zeit ist dein Schiff, sie ist nicht deine Bleibe.“

Zum anderen hat er ein Gedicht von Lothar Zanetti vorgelesen, dass mir sehr gut gefallen hat:

Wir kommen und gehen

Wir kommen und gehen
Wolken im Wind
wer kann es verstehen
wozu wir sind?

Wir kommen und gehen
Spuren im Sand
die Spuren verwehen
keinem bekannt

Wir gehen und wandern
wer treibt uns voran
von einem zum andern
wer zieht uns an?

Wir gehen und hoffen
gegen den Schein
die Zukunft ist offen
sind wir nicht sein?

Quelle: Lothar Zenetti, In Seiner Nähe. Texte des Vertrauens (Topos Plus 431) (c) Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2002 (S. 148).

Zum Abschied von „meinem“ Onkel Tona der kleine und sehr schöne a-Moll Walzer von Frederic Chopin.

Longing for a cool breeze on our burning hearts

Christina Lux ist für mich eine der großen Entdeckungen des letzten Jahres. Die Frau ist eine hervorragende Gitarristin mit einer wunderbaren Stimme. Sie ist eine Vollblut-Musikerin mit Anspruch – das strahlt sie mit jeder Faser aus. Ihre Musik ist herausragend, ihre Texte auch. Bleibt nur noch ein großes Fragezeichen: warum haben die Videos solcher Musiker nur 4-stellige Zugriffsraten auf youtube? Also helft mit, dass sich das ändert: hört sie, redet über sie, empfehlt sie weiter.

Wer noch mehr hören, sehen und erleben will, hier ein weiterer Vorschlag: Love is my religion

Frühling wird’s

Jetzt ist es endlich wieder soweit! Die Bäume zeigen ihr frisches, kräftiges grün, der Himmel ist tief blau und die Sonne spiegelt sich im Wasser der Seen und Flüsse. Und wir Menschen atmen tief durch, saugen die Kraft der Sonne und des strahlenden Lichts in uns auf. Lebenslust erwacht! Konstantin Wecker hat zu diesen Gefühlen ein wunderbares Lied geschrieben, sein „Frühlingslied“ – hier in einer Live-Aufnahme aus dem Jahr 1994. Schaut euch mal den Schlagzeuger an, der strahlt von einem Ohr zum anderen, vielleicht hatte er zu der Zeit gerade seine ganz persönlichen Frühlingsgefühle …

Michel Petrucciani – kleiner Mann, großer Jazzer

Was für ein besonderer Mann! Was für ein Musiker! Was für ein Leben!

Michel Petrucciani war nicht einmal ein Meter groß, aber er hatte die Power und den unbändigen Willen von drei Männern. Und er hatte den Swing. Seine Musik swingt und sie strahlt eine unbändige Freude am Spielen aus. Er sagte einmal über Musik: „Ich muss das Gefühl haben, umarmt zu werden.“ Für mich beschreibt das sehr gut, wie er gelebt hat und wie er Musik gemacht hat – nach dem Motto: ganz oder gar nicht. Wer mehr über Michel Petrucciani erfahren möchte, dem empfehle ich wärmsten den Film „Michel Petrucciani – Leben gegen die Zeit“; zum Einstieg gibt es hier eine Filmbesprechung. Wer noch mehr erfahren möchte, der wird auf seiner website fündig.

Das folgende Stück Cantabile ist wunderbare Musik, die aber eher untypisch für ihn ist, weil langsam. Aber vielleicht um so mehr geeignet, um Lust zu machen auf so einen ungewöhnlichen Menschen und Musiker.

Stoiber on Drums – ohne Worte

Wirklich einmalig, was Jonny König (als Studentenarbeit an der Popakademie in Mannheim) aus dem Politikergestammel von Edmund Stoiber musikalisch gemacht hat. Alle weiteren Worte erübrigen sich. Viel Spaß!

Bach und immer wieder Bach

Wenn es mir schlecht geht, dann höre ich Bach. Danach geht es mir gut. So einfach ist das. Aber warum? Letztlich habe ich keine Ahnung warum das so ist, aber eines weiß ich: es „funktioniert“. Es fühlt sich so an, als ob die Musik von Bach alles, was bei mir aus dem Lot geraten ist, Stück für Stück wieder an die richtige Stelle rückt? Ich stelle mir das wie beim Defragmentieren einer Festplatte vor; alles was auseinander gerissen wurde wird wieder zusammen gesetzt, nach und nach mit erstaunlicher Präzision.

Eine meiner liebsten Bach-Aufnahmen ist die Einspielung der Goldberg Variationen von Simone Dinnerstein. Bereits die Aria, das erste Stück, ist etwas ganz besonderes. Sie spielt sie so viel langsamer als viele andere Pianisten und genau dadurch leuchtet sie die Musik auf eine ganz besondere Weise aus. Aber sie selber kann das in dem Video viel besser erklären, zum Beispiel, wie wichtig ihr die Stille zwischen den Noten ist. Viel Spaß dabei. Wenn ihr eine besondere CD sucht, die euch ein Leben lang begleiten kann, dann empfehle ich euch die Aufnahme der Goldberg Variationen von Simone Dinnerstein.

Fußball-Rückrunde geht los – meine Vorbereitung

Am 18. Januar geht es wieder mit dem Fußball los. Da ich nur von Fussballverrückten in der Familie umgeben bin, muss ich mich jetzt fit machen. Wie mache ich das nur? Ah, am besten mit Musik. In LikeLikeLike kommen Sophie Hunger und der Fußball zusammen, und wie! Ausgerechnet Sophie Hunger, Feingeist mit einer eher introvertierten Wirkung bei ihren Liedern. Wer hätte das gedacht? Sie musste wohl in ihrer Jugend viel mit ihrem Bruder Fußball spielen, aber geschadet hat es ihr nicht, weder musikalisch noch sportlich. Die Frau hat eine perfekte Ballbehandlung – und das mit Stöckelschuhen, Respekt! Aber was verloren geht, ist die Intensität, mit der sie Musik macht – das ist WIRKLICH etwas besonderes. Ich stelle demnächst hier ein Stück von ihr vor, da spürt man es …. Wahnsinn.

 

Klangbilder im Kopf

Das Wort „Klangbild“ erweckt Assoziationen. Wir machen uns ein Bild vom Klang. Wenn Menschen von Musik besonders bewegt werden, dann entstehen Bilder in ihren Köpfen, eigene Vorstellungs- und Empfindungswelten werden in Bildwelten umgesetzt. Und nicht nur das, wir wiegen uns mit der Musik, wir summen mit. Musik regt alle Sinne an.

natürlich versucht man m Zeitalter des Computers alles nach zu bauen – auch die Visualisierung von Musik. Ein wie ich finde gelungenes Beispiel ist die Musikanimation in diesem Video. Sie passt ausgesprochen gut zu dem besonderen Klangbild von Claude Debussy, das oft als schwebend  bezeichnet wird. Die Animation visualisiert sehr schön, wie die einzelnen Töne in die Hörwelt getupft werden und in der Tat schweben.

Die Technik befördert zwar mein eigenes „Kopfkino“ nicht. Dennoch finde ich die Animation faszinierend, denn ich kann die Musik damit noch intensiver und bewusster nach verfolgen.